Am 12. Januar 2011 hat Frau Bundesrätin Sommaruga bekannt gegeben, sie werde die die pfannenfertige Gesetzesvorlage über die Neuregelung der gemeinsamen Sorge um mindestens ein Jahr zurück stellen.

Der Unmut der sich seither unter den Vätern breit machte, brauchte darum ein Ventil.
Mit der Aktion "Schick en Stei"  hat die Dachorganisation für gemeinsame Elternschaft (GeCoBi) deshalb in Zusammenarbeit mit weiteren Organisationen am 11. Februar eine klare, unmissverständliche Reaktion gezeigt.

Schick en Stei konnte innert weniger Stunden hunderte von Leuten mobilisieren, in weniger als einer Woche haben sich über 1600 Personen registriert und zusammen rund 1200 Steine verschickt.

Dieser Erfolg ist nicht zuletzt der medialen Präsenz zu verdanken und hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Dafür möchten wir allen Beteiligten ganz herzlich danken. Wir haben unzählige positive Feedbacks und eine Menge Unterstützung erhalten und sind darüber sehr froh. Die Kraft dieser Aktion hat uns alle beflügelt.

Nicht zuletzt dank dieser unerhörten Kraft und der breiten Reaktion der Bevölkerung aber auch der Medien, hat uns Frau Bundesrätin Sommaruga schon am ersten Abend der Mahnwache in Bern besucht.

In einem längeren Gespräch zwischen den beiden Präsidenten von GeCoBi und männer.ch einerseits und Frau Bundesrätin Sommaruga andererseits konnten wir ihr unsere Anliegen und Befürchtungen darlegen und erklären. Frau Sommaruga hat uns gut zugehört und unsere Sorgen sichtlich ernst genommen.

Dies äusserte sich konkret in ihrem verbindlichen Vorschlag für das weitere Vorgehen.

Der Vorschlag von Bundesrätin Sommaruga
Frau Bundesrätin Sommaruga wird bis April 2011 einen runden Tisch aus Experten zusammenstellen lassen. Zu diesem runden Tisch eingeladen werden Vertreter aus der Väter- und Männerarbeit, ferner auch Vetreter von Frauenorganisationen und Kinderrechtsgruppen. Insgesamt soll der runde Tisch aber sehr klein bleiben und die Aufgabe haben, konkrete Schritte zu unternehmen, um die Vorlage raschmöglichst zu bereinigen und auf den Weg zu bringen.

Was bedeutet das für uns?
Wir haben diese Frage selbstverständlich analysiert. Wir sind zum Schluss gekommen, dass wir dieses Angebot für einen runden Tisch als ernsthaftes Interesse ihrerseits an einem raschen, und zielführenden Vorgehen werten sollten. Selbstverständlich bleibt abzuwarten, was ein solcher runder Tisch schlussendlich bringt und auch, wie er organisiert werden wird. So oder so ist es aber eine Gelegenheit, auf den weiteren Prozess der Gesetzgebung massgeblich Einfluss zu nehmen, etwas was die Väterorganisationen seit vielen Jahren gefordert haben.
Unsere Forderung lautete, den jetzt vorliegenden Vorschlag von Frau Widmer-Schlumpf umgehend umzusetzen. Es muss uns aber natürlich bewusst sein, dass wir diesen Vorschlag im Detail gar nicht kennen, wir also mithin die Katze im Sack forderten. Der jetzige Vorschlag, am weiteren Prozess mitzuwirken eröffnet uns dagegen viel weitergehende Méglichkeiten. Wenn auch die zusätzliche Runde zunächst durch Anliegen der Frauenseite ausgelöst wurde, so werden aber durch die Konstellation am runden Tisch letzlich auch die Männer- und Väterorganisationen nochmals die Gelegenheit haben, ihre Anliegen einzubringen, und zwar womöglich weitergehend, als beim bisherigen Stand der Vorlage. So kann zum Beispiel insbesondere die Frage des Sorgerechts für unverheiratete Eltern nochmals zum Gesprächsthema werden.

Wie gehts jetzt weiter?
Da wir mit unseren Aktionen zunächst primär Gehör verlangt hatten, können wir dieses erste Ziel als erreicht erklären. Frau Bundesrätin Sommaruga hat uns zugehört, sie hat uns vor laufenden Kameras versichert, dass sie unsere Anliegen verstanden hat und ernst nimmt.

Ihr Angebot, uns zum runden Tisch einzuladen ist ein respektabler Schritt in Richtung einer gleichberechtigten Art der Meinungsfindung.
Nicht mehr länger ist die Sicht der Väter und Männer ausgeschlossen vom politischen Prozess und das ist bemerkenswert.

Selbstverständlich sind wir uns aber auch bewusst, dass wir bislang "nur" ein Gesprächsangebot haben. Erst die Zusammensetzung und die Durchführung des runden Tisches wird darüber Auskunft geben können, ob sich daraus ein echter Dialog entwickelt, oder bloss eine weitere Plauderstunde.

Aus diesem Grund haben wir für unsere beiden Aktionen folgendes beschlossen:

Mahnwache:
Die Mahnwache in der geplanten Form (täglich zwei Personen) wurde mit der gestrigen Übergabe der Steine an Frau Sommaruga beendet. Wir haben Gehör gefordert, wir haben Gehör erhalten. Wir möchten aber den Elan und die Bereitschaft zum Mitmachen weiter nutzen und haben darum beschlossen, die Mahnwache weiter zu führen, in einer leicht veränderten Form. Statt täglich zu zweit vor dem Bundeshaus zu stehen, möchten wir stattdessen künftig jeden Monat am 14. (Aufgrund des Beginns der Aktion am 14. Februar) eine Mahnwache in grösserem Rahmen durchführen. Wir erhoffen uns aus diesem Aufbau eine kontinuierlich wachsende Bewegung welche vielleicht in einigen Monaten schon grosse Gruppen von Menschen anziehen könnte. So gesehen sind die Teilnehmer welche sich bislang zur Mahnwache gemeldet haben, wie eine Kerngruppe zu verstehen, die hoffentlich mehr und mehr Leute anziehen wird. Wir sind überzeugt, dass wir damit längerfristig eine nachhaltige Aktion lancieren können, welche unsere Politiker weiterhin nicht ignorieren werden können.

Die bereits angemeldeten Teilnehmer der Mahnwache werden zur Zeit einzeln darüber informiert. Selbstverständlich suchen wir auch weitere Teilnehmer für die neue Form der Mahnwache. Interessenten melden sich unter mahnwache@gecobi.ch

Schick en Stei
Aufgrund des riesigen Echos dieser Aktion mussten wir unsere geplanten Schritte mehrfach anpassen. Hatten wir zunächst geplant gehabt, die Steine einzeln zu verpacken, jeweils mit einem individuellen Brief drauf, mussten wir übers Wochenende erkennen, dass dies der falsche Weg gewesen wäre. Nicht die Steine sind unsere Botschaft, diese dienen vielmehr als Briefbeschwerer, sondern die eigentliche Botschaft waren und sind die vielen hundert Briefe von Menschen, gerichtet an Frau Sommaruga. Väter, Mütter, Kinder, Grosseltern, Fachleute, sie alle haben Briefe geschickt, erschütternd, ermunternd, anklagend, fordernd.

Wir konnten und wollten darum diese Botschaften nicht auf einem grossen Haufen von Steinen verschwinden lassen und haben darum entschieden, diese Briefe in Form von gebundenen Briefen direkt an Frau Sommaruga zu überreichen. Dies haben wir gestern ein erstes Mal getan, zusammen mit 5 symbolischen Steinpaketen.

Am gestrigen Vormittag trafen ausserdem die ersten rund 500 Steine auf dem Bundesplatz ein. Nachdem diese Steine die erwartete Hektik ausgelöst hatten, erklärte sich unser Logistikzentrum bereit, die Steine für das Bundeshaus vorläufig zu lagern.

Wir haben beschlossen, die Aktion weiter laufen zu lassen. Das Echo und das Bedürfnis der Menschen, Frau Sommaruga zu schreiben hat uns schlicht überwältigt und wir sind dafür sehr dankbar.

Aus Respekt vor dem Entgegenkommen von Frau Sommaruga haben wir uns aber entschlossen, den physischen Versand der Steine vorläufig zu unterbrechen.

Aktuell suchen wir gemeinsam mit dem EJPD nach einer ansprechenden Lösung für die Steine. Unser Ziel war es von Anfang an, die Steine nach der Aktion einem gemeinnützigen Projekt zu schenken. Es freut uns sehr, dass auch das EJPD dies unterstützen will und wir sind sicher, gemeinsam eine gute Lösung zu finden.

GeCoBi versteht sich als konstruktiver Partner beim Aufbau neuer gesellschaftlicher Strukturen. Wir freuen uns, dies demnächst in Form einer Steinspende sichtbar demonstrieren zu dürfen.